Montag, 2. Januar 2017

10-Am Atlantik entlang: auf den Spuren der Hippies, Essaouiera, Oualidia, Hauptstadt Rabat, Moulay Bousselham und dann zur Fähre


9.12.2016, Freitag bis 11. 12.2012, Montag

65 km südlich von hier entfernt solle in Abeino ein Thermalbad sein. Da müssen wir hin. 60 km über das Hügel-, Bergland. Schmale Straße, schöne Gegend und zum Schluss stellt sich heraus: es gibt hier ein Bad. Ja, aber das kann man nicht als Thermalbad bezeichnen! Den Campingplatz kann man auch nicht benutzen, auch das ist kein Campingplatz. Ein paar Kilometer weiter am Ende des Tals soll es einen guten Platz geben, auf dem viele Deutsche überwintern, erklärt uns ein junger Marokkaner auf gutem Deutsch. Kaum zu glauben, dass er dies nur durch die Kontakte mit Touristen gelernt haben soll. Andererseits viele junge Leute lernen sehr bewusst Fremdsprachen. Ihr großer Traum könnte Europa heißen. Da bin ich mir recht sicher.

Da bleibt nichts anderes übrigens als weiter nach Sidi Wassai Beach, etwa 50 km südlich von Agadir. Bei Anbruch der Dunkelheit kommen wir erst an. Hier waren wir schon vor drei Jahren und haben uns damals sehr wohl gefühlt.

Damals standen hier viel mehr Wohnmobile. Vor allem Franzosen. Seit den Anschlägen von Paris und dann Nizza bleiben die Franzosen zum großen Teil weg und die Plätze sind sehr dürftig belegt. Vor drei Jahren war Marokko das Land mit den gefühlt meisten Wohnmobilen der Welt. Jetzt fehlen diese massiv! Das ist ein großer wirtschaftlicher Schaden für den Tourismus in Marokko. Schade, die Marokkaner sind so was von liebenswert, wenn auch die Anmache in den Souks und Medinas nervt.

Das Wetter stimmt: sonnig, warm und ruhig.

12.12.2016, Montag bis 14.12.2016, Mittwoch

Wir sind auf dem Heimweg, obwohl wir noch rund 1 ½ Monate bis nach Hause haben. Es zieht uns weiter nach Norden. Über Agadir nach Sidi Kaouki ist die nächste Etappe unserer Reise.

Surfer Feeling
Märchenhaft!

Die Bucht von Sidi Kaouki
Sieht doch lecker aus, aber - so große Kochtöpfe haben wir  nicht.


Adventsgefühle

Das Wetter kühlt sich ab, ist aber noch sonnig, nachts Nieselregen.

Vor drei Jahren sind wir durch Agadir gegangen und mit dem Auto durchgefahren. Viele neue Stadtviertel sind entstanden. Das sieht gut aus. Übrigens in ganz Marokko wird gebaut und erneuert. Die Straßen sind besser als beim letzten Mal. Eisenbahnstrecken werden gebaut. Mit Subventionen wird versucht Teile der östlichen Gebiete zu begrünen. Für mich ein Land im Aufbruch mit enormen Fortschritten. Auf der anderen Seite empfinde ich, dass sich mehr Frauen verschleiern als vor 3 ½ Jahren. Beim Supermarkt „Marjane“ gibt es keinen Alkohol mehr. Ein Zugeständnis des Königs an den marokkanischen Klerus? Scheint so, ich weiß es nicht.

15.12.2016, Donnerstag

20 km nach Essaouiera, eine der schönsten Städte Marokkos mit einer tollen Medina und einer phantastischen Bade- und Surferbucht. Wir stehen an den Fischbratereien direkt vor dem Eingang zur Altstadt. Angelika und Bernd stehen durch hinter den Dünen in Strandnähe. Jeder von uns dachte, dies sei der verabredete Platz.

Laut Wikipedia ist Essaouiera eine phönizische Gründung aus dem 7. Jahrhundert vor Christi, die später von den Puniern und den Römern beherrscht wurde.
Auf den Inseln vor der Stadt wurden Purpurschnecken als Farblieferant„gehalten“, „gezüchtet“. Es wird vermutet, dass Essaouiera unter dem Namen „Islas de Mogador“ bzw. auch „Islas Purpurinas“ der äußerste Außenposten der antiken Welt war. In der Zeit nach 1967 war die Stadt das Ziel vieler Hippies, Jimi Hendrix hielt sich einige Tage hier auf. Seit 2001 ist Essaouiera in die UNESCO -Welterbe - Liste aufgenommen, zu recht!!!

Wir genießen den Tag in dieser schönen und quirligen Stadt.

Durch den Fischerhafen und anschließend durch die Medina bummeln, Tee trinken, beim Japaner ausgebackenes Japanisches essen, mit Japanern reden, natürlich auch mit vielen Einheimischen kommunizieren. Angelika und Bernd zwei Mal treffen. Zum Abendbrot in einer Seitengasse essen. Absolut entspannend.


Platz vor der Medina
 

Im Hafen

Am Kastell
 

Werft




Purpurinsel


Möwen ohne Ende
 

Am Abend in der Medina
Übernachten bei den Fischständen. Es ist etwas laut, die Möwen kreischen, das Meer tobt sich laut an den Felsen aus, die Geräusche der ankommenden und abfahrenden Autos ist ebenfalls laut. Irgendwann fallen wir in den Schlaf.

16.12.2016, Freitag

Gekreisch und übers Wohnmobil laufende große Möwen wecken uns. In der Nacht hat es geregnet und das Wetter verspricht heute zu 50% Regen. Die Möwen haben unser Auto mit ihren Ausscheidungen verziert. Ab zur Tankstelle tanken und anschließend das Auto waschen lassen. Ein sauberes Fahrzeug haben wir!

Heute ist der ideale Fahrtag. Über Straßen im Binnenland fahren wir nach Oualidia. Das ist diesmal recht komfortabel, Straßen bis auf Ausnahmen breit und gut zu fahren. Angelika und Bernd fahren über die Uferstraße und schaffen es nur bis nach Safi, enge und sehr kurvige Straße!

Hier auf dem Stellplatz ist das Internet sehr gut und ich kann den letzten Post beenden und versenden.

Großer Parkplatz in Oualidia

17.12.2016, Samstag

Gestern hatte Petra vom Platzwächter erfahren, dass heute das Fest „Fantasia“ ist. Irgendwas mit reiten und Gewehren, oben in der Stadt links. Nach dem Strandspaziergang dorthin.
Strand bei Oualidia
Diese Boote fahren tatsächlich hinaus und landen Fische für die Gaststätten an.
 
Als erstes sehen wir einen riesigen und zum größten Teil schlammigen Markt. Das ist schon sehr gewöhnungsbedürftig. Ja, wo ist den hier die „Fantasia“?

Irgendwo knallt es vor einer Moschee in der Nähe. Dort sitzen etwa 10 bunt gekleidete Reiter auf Pferden mit langen altertümlichen Gewehren in der Hand. Die Gewehre werden gestopft und durchgeladen und mit einem fürchterlichen Knall noch oben abgefeuert. Dann reiten unter lautem Beifall die Reiter weg und etwas später knallt es an anderer Stelle wieder laut. Das war schon schön anzusehen, aber was das bedeuten sollte wussten wir zu diesem Zeitpunkt nicht. Später lese ich im Internet: die Bauern haben nach der Ernte weniger zu tun und veranstalten in den Städten farbenfreudige Reiterspiele. Es sieht schon ein bisschen nach Wüsten-Stammes-Kämpfern aus, so wie aus alten Filmen der 50-er Jahre.


Gerade gibt es einen zehnfach-fürchterlichen Knall

Die Helden reiten weiter.
Am Abend schön Muscheln essen in einem Restaurant auf westlichem Standard. Lecker!

18.12.2016, Sonntag

Rabat ist heute unser Ziel. Es soll sich lohnen in der Hauptstadt mehr als einen Tag zu verbringen haben wir gelesen und gehört. Über die Autobahn bei frühlingshaftem Osterwetter machen wir uns auf die Reise. Die ersten 100km ist die Autobahn so gut wie leer. Auf unserer Seite überquert plötzlich ein Mensch von links nach rechts die Fahrbahn, dann müssen wir wegen eines Hundes stark abbremsen, ein Auto wird überholt und am Ende dieses Abschnittes lassen wir einen wunderschönen Pfau auf der Autobahn überleben. Danach vor Casablanca nimmt der Autobahnverkehr zu. Auf der Gegenfahrbahn hatten wir gefühlt 10 bis 20 Autos im ersten Teil gesehen. Eine wunderschöne neue Autobahn.

In Rabat finden wir den bewachten Parkplatz und zahlen 60 Dirham für die Nacht, neben einem lauten Tunnel mit super Blick auf den Fluss und die Schwesterstadt Sale´.

Unser Stellplatz neben der Tunneleinfahrt

Flußpromenade, wir stehen links hinten
Rabat und Sale´waren über Jahrhunderte eine Piratenrepublik und dadurch wohlhabend. Unter dem französischen Protektorat ab 1912 wurde Rabat Hauptstadt von französisch Marokko. Neue Stadtteile wurden errichtet, hier wohnten die Franzosen und die Wohlhabenden. In den alten Stadtvierteln wohnte die einfache Bevölkerung. Rabat ist heute eine schnell wachsende Stadt und ist durchaus sehenswert.

Hier an der Flusspromenade sind am Sonntagabend Menschen über Menschen unterwegs. Eine schöne freudige Atmosphäre.

Stadtspaziergang - in der Medina


Karawanserei innerhalb der Medina




Menschen über Menschen







19.12.2012, Montag

Die Nacht war sehr laut. Der Tunnel verstärkt die Fahr – und Motorgeräusche. Eine zweite Nacht ist hier kaum vorstellbar.

Nach dem Frühstück lassen wir uns mit dem Ruderkahn über den Fluss setzen. Umgerechnet 50ct für 200m für uns beide. Dann zur Stadtmauer, diese entlang bis zum Friedhof. Eine ganz andere Friedhofskultur als bei uns. Ein Hauptweg, ansonsten alle Gräber eng aneinander. Wenn man zu einem bestimmten Grab möchte muss man über die anderen Gräber hinweg steigen.


Mit dem Boot nach Sale, hinten Wolken über dem Atlantik, kein Gebirge


Rosa - Kinderabteilung?
An der Großen Moschee fängt uns ein „Führer“ ab. Gut, er zeigt uns Stellen, wohin wir sonst nicht gekommen wären. Große Moschee von außen, als Museum mit Mitteln der EU sanierte Koranschule, Innenhöfe – das ist schon sehr interessant. Für seine Dienste will er unverschämt viel. Also lege ich fest, was uns diese ungebetene Hilfe wert war. Im Nachhinein bei einem anderen Führer stelle ich fest: doch noch zu viel bezahlt!

Blick in die große Moschee von außen


Koranschule - Medersa, Innenhof: Mitte kleiner Brunnen, Boden und Säulen mit Kacheln verkleidet, darüber filigraner weißer Stuck, oben geschnitztes Zedernholz

Wohnräume der Koranschüler

Aus den Fenstern der Medersa fotografiert


Mit Unterstützung der EU saniert!
Wir lieben es Städte und Gegenden mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden. Seit 2011 hat der Großraum Rabat – Sale zwei Straßenbahnlinien. Sauber, schnell, chick, modern! Eine Einzelfahrt kostet 6DH=60ct, das Ticket kann unter anderem auf dem Bahnsteig gekauft werden und wird in der Bahn entwertet.
Im Moscheeviertel, unser Führer in weiß

Vor der Stadtmauer von Sale, von hier fahren die Straßenbahnen ab
Von der Haltestelle an der Medina in Sale fahren wir zwei Stationen nach Rabat zum Park am Hassanturm von 1191, dem Wahrzeichen von Rabat. Ein Mausoleum für die marokkanischen Könige der neueren Zeit und ein Säulenwald aus den 1960-er Jahren vervollständigen diesen Platz. Hier setzt sich das Königshaus ein Denkmal. Machtdemonstration ja, aber dieser Platz hat auch was leichtes, nicht Angst einflößendes.

Hassanturm - Wahrzeichen von Rabat

Brücke nach Sale, Straßenbahn- und Autoverkehr

Palastwache, Soldaten, mit denen man reden kann!

Stelenfeld von 1960

Mausoleum mit grünem Dach, rechts Moschee

Zurück am Fluss, links Rabat, rechts Sele, Mitte Ruderfährboote
Weiter zum Ursprungsort der Stadt, dem römischen „Sala“. Hier oben treffen wir wieder auf Angelika und Bern. Sie waren gestern die Küstenstraße gefahren und hatten es nicht bis nach Rabat geschafft. Hier an den Quellen sehen wir Reste eines römischen Forums, samt den Ruinen einer römischen Stadt. Im Mittelalter haben sich hier an den heiligen Quellen etliche Sultane begraben lassen. In der Umgebung nisten unzählige Störche und klappern vor sich hin. Ein tolles Schauspiel.

Ruinen des römischen Handwerkerviertels

Links das Minarett, rechts ein Marabout (Grabstätte eines muslimischen Heiligen)

Teich mit heiligen Aalen, gegen Bargeld werden die Aale mit gekochten Eiern gefüttert, dabei kommen sie aus ihren schattigen Höhlen heraus. Wir sahen nur kleine Aale, ein gr0ßer ließ sich nur ganz kurz sehen. Die hatten wohl keinen Hunger.

In der Ruine der Moschee

Überall Störche

 
Zur Übernachtung wollten wir hier auf dem Parkplatz bleiben. Ein aufmerksamer Mensch - Touristenpolizei? Zivilpolizei? - kommt vorbei und sagt, dass es hier wegen der fehlenden Bewachung nicht gut sei zu übernachten.

Wir beherzigen seinen Rat und landen wieder auf dem lauten Parkplatz am Flussufer. Stellen uns aber so, dass der Lärm zu ertragen ist.

20.12.2016, Dienstag

Fahrtag Rabat – Moulay Bousselham

2x Maut zahlen, insgesamt 66DH, das sind rund 6,60€ für km

In Moulay Bousselham auf dem Campingplatz kommen wir mit unserem Nachbarn ins Gespräch und er stellt uns die Frage: Was hält euch über Weihnachten hier in Marokko? Ja, was eigentlich? Petra vermisst schon lange das Adventsflair. Kurz überlegen und dann entscheiden: Morgen ab in ein christliches Land, zurück nach Spanien.

21.12.2016, Mittwoch

Verabschiedung von Angelika und Bernd, sie wollen erst am 26. Dezember nach Europa zurück und dann in Portugal an der Algarve Bekannte treffen.

Über die Autobahn (Maut: 109DH rund 11€) nach Tanger med.

Wir kennen die Abfahrtszeit nicht genau. Auf unserem Ticket steht unter mehreren Zeiten auch 16.00 Uhr. Wir lassen uns Zeit, trinken unseren „Mittagskaffee“ an einem Hochufer mit einem phantastischen Blick auf die Straße von Gibraltar. Frachter und Fähren funkeln in der Sonne, es ist fast windstill. Fern sehen!

Straße von Gibraltar
Am Fährhafen angekommen, die Nachricht: um 18.00 Uhr ist planmäßige Abfahrt, also 19.00 MEZ.

Wir müssen als erstes unser offenes Ticket in eines für heute umtauschen. Das geschieht am Ticketschalter unserer Fährgesellschaft. Der Rest geht wie am Fließband: Personenkontrolle durch die Polizei, Wohnmobil ausführen beim Zoll, Wohnmobil durchleuchten mit einem fahrbaren Röntgengerät und dann sind wir durch.

Wir haben noch 350 Dirham Restgeld. Hier im Hafengebiet bekommt man dafür nur in der Gaststätte etwas. Gut essen und den Rest in Büchsen – Cola, - Fanta anlegen.

Warten auf die Fähre
Die Fähre kommt eine Stunde später und fährt damit auch eine Stunde später ab.

Gegen 21.30 Uhr legen wir an und eine drei Viertel Stunde später stehen wir auf dem Parkplatz am Supermarkt „Mercadona“ auf dem wir vor etwas mehr als einen Monat gestanden haben.

Marokko:
  • landschaftlich ein sehr interessantes Land,
  • gesellschaftlich ein muslimisches Land,
    • nach unserem Empfinden hat die „Verschleierung“ der Frauen im Vergleich zum letzten Besuch zugenommen,
    • Alkohol ist weniger zugänglich als vor drei Jahren,
    • klar, kein Schweinefleisch, viel Huhn, Schaf, Ziege, Fisch, wenig Rindfleisch – die marokkanische Küche ist aus meiner Sicht wenig abwechslungsreich
    • weitere Moscheen sind entstanden,
    • Kirchen haben wir keine gesehen
  • die Menschen – sehr offen und freundlich,
  • Polizei und Behörden, soweit wir das mitgekriegt haben – hilfsbereit und professionell,
  • die Jugend schielt sehr nach dem wohlhabenden Europa und Westen, hohe Jugendarbeitslosigkeit,
  • es wird sehr viel in Infrastruktur investiert – Straßen, Wohnungen, Behördenbauten, viele neue Schulen, Schienennetz,
  • es ist ein sehr liebenswertes Land, allerdings muss man die „arabische Mentalität“ aushalten können.
    • keine Frauen in den Gaststätten,
    • Männer hängen in den Cafes rum und tun? ja, was?,
    • handeln, feilschen, aufdrängen - ist oft sehr nervig
  • trotz aller Fortschritte: es ist oft unangenehm schmutzig