Sonntag, 11. Dezember 2016

07- Marokko: an der algerischen Grenze runter bis zu den Wüstensanddünen des Erg Chebbi


24.11.2016, Donnerstag

Fahrtag :Oujda Boouarfa, knapp 300km, im Schnitt 30 bis 50 km zur algerischen Grenze

Nachdem wir aus der Halbmillionenstadt Oujda raus sind wird es langsam einsam, gute Asphaltstraße, wenig Verkehr. Vor Orten werden wir mehrfach von der Polizei kontrolliert ( nur Pässe vorzeigen). Einsamkeit, grandiose Landschaft, aber 1x erleben reicht auch. Weiter unverstellter Blick, karg, einige wenige Schafherden samt Hirten. Wir fragen uns immer öfter: Wie kann man hier leben? Das wäre nun wirklich nichts für uns!

In Ain-Benimathar suchen wir die auf der Karte angegebenen Quellen. Gibt's nicht mehr, hier wird gerade die Straße gebaut.

Auf der Hochebene in der Nähe von Ait Benimathar

 
Bisher: Städte großzügig asphaltiert, saubere Bürgersteige, die Leute nutzen zum Gehen die rechte Spur der vierspurigen Straßen, der Bürgersteig wird kaum benutzt. Überall Häuser im Bau bzw. fertig.

In Tendrara suchen wir den halb zerfallenen Bahnhof der Niger-Bahn.

Wikipedia: Die Mittelmeer-Niger-Bahn (MN, französisch Chemins de Fer de la Méditerranée au Niger) war eine nur teilweise fertiggestellte Eisenbahnverbindung quer durch die Sahara. Zudem war sie Bestandteil eines geplanten, umfangreichen Schienennetzes in Französisch-Westafrika. Die Gesellschaft, die diese und die Zubringerstrecken von 1941–1962 betrieb, hieß ebenfalls Mittelmeer-Niger-Bahn.

Die Planungsphase der Mittelmeer-Niger-Bahn dauerte mit rund 75 Jahren dreimal so lange, wie die Strecke in Betrieb war.

Im Internet finden wir bei „Wüstenschiff.de“:
Tendrara, denn dort ist (nazi-)deutsch-französische Geschichte präsent. Das Areal um den Bahnhof war ein Zwangsarbeitslager der Vichy-Regierung während des zweiten Weltkriegs.

Bei „Bundesarchiv.de“ werden folgende Angaben gemacht:

Arbeitslager Tendrara // Bezeichnung Name der Haftstätte Arbeitslager Tendrara // Andere Bezeichnungen der Haftstätte Tandara // Aufnahme in das Haftstättenverzeichnis der Stiftung EVZ, gemäß Beschluss vom 25. Februar 2004. // Ort Tendrara Region Region Oriental Provinz Figuig // Land (Gegenwart) Marokko Land (1939-1945) Marokko // Angaben zum Haftort // Von der Stiftung EVZ anerkannte Zeiträume für die Nutzung als Haftort für Zwangsarbeiter: // Oktober 1940 - November 1942 // Zwangsarbeitslager/Zivilarbeitslager

Literatur
Titel: Moine, André: La déportation et la résistance en Afrique du Nord (1939 - 1944), Editions Sociales, Paris 1972. Seite 183

Wir finden den Bahnhof nicht. Hier ist für uns das Ende der Welt. Ausgewaschene Pistenwege führen in Richtung des Bahnhofes erkennen wir auf dem Satellitenbild von Google. Mit „Bauchschmerzen“ trauten wir uns in diese Richtung. In einer Berbersiedlung, Zelte, halbzerfallene Lehmhäuser, bettelnde Kinder, bekommen wir von einer Frau einen Hinweis auf den alten Bahnhof. 4 km weiter über ausgewaschene Piste bergauf und bergab. Schade, wir fahren nicht weiter, unsere Wohnmobile sind für derartige Wege nicht vorgesehen. Schweren Herzens umdrehen.

Hinten: Berberdorf, sehr arm!
Na gut, dann eben weiter zum Stellplatz in Bouarfa.

Kurz vor Bouarfa: Eisenbahn ins Nirgendwo

Unendliche Weiten
25.11.2016, Freitag

Bouarfa → Boudnib

200 km gute Asphaltstraße, wie gewohnt: unendliche Weiten, plattes Land auf 800 bis 1000 m Höhe, Steinwüste, Straße schnurgerade aus, in der Ferne Berge, denen wir uns natürlich nähern. Ansonsten: „Wie sie sehen, sehen sie nichts.“, könnte man denken. Nein so ist es nicht, wir sehen eine sich langsam verändernde Landschaft. Es ist trotz dieser Leere vieles zu entdecken und zu hinterfragen. Warum wohnen dort im einzel stehenden Haus Leute, Diese winken uns von ihrem Hügel zu. Wie versorgen die sich, wie entsorgen die? Was machen die hier?

Wie gewohnt: unendliche Weiten

Kampf gegen die Wüste

Dromedarherde im Hintergrund
Im weiteren Verlauf: Es muss hier Wasser geben. Neue größere Flächen sind bepflanzt (Olivenbäume), die Steinwüste scheint Schritt für Schritt begrünt zu werden. Da muss ein guter Plan dahinter stecken. Trotzdem, hier möchten wir nicht leben!

Hier hat es vor einigen Tagen geregnet
Dorf am Wege

Ein weiteres Flussbett quert den Weg


 
Filmkulisse für einen Westernfilm? Wir fühlen uns schon manchmal wie im wilden Westen.
Immer noch: unendliche Weiten
An einem kleinen Pass kommen wir dicht an die algerische Grenze. Hier ist ein Steinwall mit großen Baumaschinen aufgeschoben. Dieser zieht sich kilometerweit neben der Straße hin und biegt dann dem Grenzverlauf folgend ab. (Wie wir später erfahren wird die Grenze befestigt und diese Wälle sind rund 5km von der Grenzlinie entfernt. Davor befinden sich mindestens zwei Sicherungszäune mit allem technischen Schnick-schnack, Videoüberwachung, Infrarotgeräte, Grenzpolizei, ….).

Links der Straße: Grenzsteinwall
In Boudnib gehen wir auf den uns empfohlenen Campingplatz beim Franzosen Felix. Hier wollen wir einige Tage bleiben und die Ruhe genießen.




26.11.2016, Sonnabend

Boudnib

Den ganzen Tag bin ich mit dem Computer und dem Fotoapparat beschäftigt. Angelika und Bernd erkunden die Stadt und etwas die Umgebung.

27.11.2016, Sonntag

Boudnib zum Ziz-Tal, Erfoud zum Erg Chebbi

Der erste Advent beginnt mit dem Frühstück im Wohnmobil und neben Palmen. In der Nacht hat es geregnet und die Temperatur ist auf 4°C gefallen. Jetzt um 8.30 Uhr kommt die Sonne hoch, draußen im Schatten haben wir 7°C und im WoMo 16°C.

Nach dem Zusammenpacken geht es wieder auf den Weg.

Von Boudnib bis wir in der Nähe der blauen Quelle, ein Bad das die Franzosen angelegt hatten, auf das Ziz-Tal treffen.
Blick ins Ziz-Tal


Dort wo Wasser ist: grün!

 
Dort, an einem Aussichtspunkt-Parkplatz, treffen wir einen hier seit 30 Jahren lebenden Deutschen, dem wir eine Menge Fragen zu Marokko stellen können. Wir verstehen jetzt einiges besser, aber längst noch nicht alles. Übrigens auf seiner Olivenplantage leben manchmal schwer erziehbare Jugendliche aus Deutschland / Jugendamt Frankfurt -Oder. Manche davon haben es schon in ein halbwegs normales Leben zu Hause geschafft, längst nicht alle.

Artesischer Brunnen kurz vor Erfoud, wurde bei der Suche nach Öl angebohrt und sprudelt seit 40-50 Jahren so.
Anschließend nach Erfoud zum Einkaufen von Granitgegenständen aus versteinerten Amoriten, Schnecken usw. Danach noch in eine Fabrik, in der diese Dinge hergestellt werden.

Granitsäge

Versteinerte Blumen im Granit

Granitplatten werden poliert
Wir haben ganz schön getrödelt und uns viel Zeit gelassen. Zu unserem Tagesziel ist es noch weit und wir kommen erst kurz vor der Dunkelheit an. An der Einfahrt nach Merzouga lassen wir uns überreden auf den Stellplatz „ La Tradition“ die nächsten Tage zu verbringen. Kaum angekommen will uns jemand überreden eine Jeep-Tour in die Sandwüste zu buchen. 150€ für zwei Personen, inklusive 2x Essen, Besuch einer Bleimine und eines Berberdorfes. Das nervt zwar, aber wir wollen es natürlich, mit unseren Wohnmobilen könnten wir nicht über Pisten fahren. Verhandlungsgeschick ist gefragt. Also erst mal ablehnen. Auf morgen vertrösten, wir wollen ja so richtig nicht, Hinhaltetaktik. Vorneweg, es hat geklappt, wir bekommen die Tour für ein Drittel des Preises!

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