24.11.2016, Donnerstag
Fahrtag :Oujda Boouarfa, knapp 300km, im Schnitt 30 bis 50 km zur
algerischen Grenze
Nachdem wir aus der Halbmillionenstadt Oujda raus sind wird es
langsam einsam, gute Asphaltstraße, wenig Verkehr. Vor Orten werden
wir mehrfach von der Polizei kontrolliert ( nur Pässe vorzeigen).
Einsamkeit, grandiose Landschaft, aber 1x erleben reicht auch. Weiter
unverstellter Blick, karg, einige wenige Schafherden samt Hirten. Wir
fragen uns immer öfter: Wie kann man hier leben? Das wäre nun
wirklich nichts für uns!
In Ain-Benimathar suchen wir die auf der Karte angegebenen Quellen.
Gibt's nicht mehr, hier wird gerade die Straße gebaut.
Auf der Hochebene in der Nähe von Ait Benimathar |
Bisher: Städte großzügig asphaltiert, saubere Bürgersteige, die
Leute nutzen zum Gehen die rechte Spur der vierspurigen Straßen, der
Bürgersteig wird kaum benutzt. Überall Häuser im Bau bzw. fertig.
In
Tendrara
suchen wir den halb zerfallenen Bahnhof der
Niger-Bahn.
Wikipedia:
Die Mittelmeer-Niger-Bahn
(MN, französisch Chemins de Fer de la Méditerranée au Niger) war
eine nur teilweise fertiggestellte Eisenbahnverbindung
quer durch die Sahara.
Zudem war sie Bestandteil eines geplanten, umfangreichen
Schienennetzes in Französisch-Westafrika.
Die Gesellschaft, die diese und die Zubringerstrecken von 1941–1962
betrieb, hieß ebenfalls Mittelmeer-Niger-Bahn.
Die
Planungsphase der Mittelmeer-Niger-Bahn dauerte mit rund 75 Jahren
dreimal so lange, wie die Strecke in Betrieb war.
Im
Internet finden wir bei „Wüstenschiff.de“:
Tendrara, denn dort ist (nazi-)deutsch-französische Geschichte
präsent. Das Areal um den Bahnhof war ein Zwangsarbeitslager der
Vichy-Regierung während des zweiten Weltkriegs.
Bei „Bundesarchiv.de“ werden folgende Angaben gemacht:
Arbeitslager Tendrara // Bezeichnung Name der Haftstätte Arbeitslager Tendrara // Andere Bezeichnungen der Haftstätte Tandara // Aufnahme in das Haftstättenverzeichnis der Stiftung EVZ, gemäß Beschluss vom 25. Februar 2004. // Ort Tendrara Region Region Oriental Provinz Figuig // Land (Gegenwart) Marokko Land (1939-1945) Marokko // Angaben zum Haftort // Von der Stiftung EVZ anerkannte Zeiträume für die Nutzung als Haftort für Zwangsarbeiter: // Oktober 1940 - November 1942 // Zwangsarbeitslager/Zivilarbeitslager
Literatur
Titel: Moine,
André: La déportation et la résistance en Afrique du Nord
(1939 - 1944), Editions Sociales, Paris 1972. Seite 183
Wir finden den Bahnhof nicht. Hier ist für uns das Ende der Welt.
Ausgewaschene Pistenwege führen in Richtung des Bahnhofes erkennen
wir auf dem Satellitenbild von Google. Mit „Bauchschmerzen“
trauten wir uns in diese Richtung. In einer Berbersiedlung, Zelte,
halbzerfallene Lehmhäuser, bettelnde Kinder, bekommen wir von einer
Frau einen Hinweis auf den alten Bahnhof. 4
km weiter über ausgewaschene Piste
bergauf und bergab. Schade, wir fahren nicht weiter, unsere
Wohnmobile sind für derartige Wege nicht vorgesehen. Schweren
Herzens umdrehen.
Hinten: Berberdorf, sehr arm! |
Na gut, dann eben weiter zum Stellplatz in Bouarfa.
Kurz vor Bouarfa: Eisenbahn ins Nirgendwo |
Unendliche Weiten |
25.11.2016, Freitag
Bouarfa → Boudnib
200 km gute Asphaltstraße, wie gewohnt: unendliche Weiten, plattes
Land auf 800 bis 1000 m Höhe, Steinwüste, Straße schnurgerade aus,
in der Ferne Berge, denen wir uns natürlich nähern. Ansonsten: „Wie
sie sehen, sehen sie nichts.“, könnte man denken. Nein so ist es
nicht, wir sehen eine sich langsam verändernde Landschaft. Es ist
trotz dieser Leere vieles zu entdecken und zu hinterfragen. Warum
wohnen dort im einzel stehenden Haus Leute, Diese winken uns von
ihrem Hügel zu. Wie versorgen die sich, wie entsorgen die? Was
machen die hier?
Wie gewohnt: unendliche Weiten |
Kampf gegen die Wüste |
Dromedarherde im Hintergrund |
Im weiteren Verlauf: Es muss hier Wasser geben. Neue größere
Flächen sind bepflanzt (Olivenbäume), die Steinwüste scheint
Schritt für Schritt begrünt zu werden. Da muss ein guter Plan
dahinter stecken. Trotzdem, hier möchten wir nicht leben!
Hier hat es vor einigen Tagen geregnet |
Dorf am Wege |
Ein weiteres Flussbett quert den Weg |
Filmkulisse für einen Westernfilm? Wir fühlen uns schon manchmal wie im wilden Westen. |
Immer noch: unendliche Weiten |
An einem kleinen Pass kommen wir dicht an die algerische Grenze. Hier
ist ein Steinwall mit großen Baumaschinen aufgeschoben. Dieser zieht
sich kilometerweit neben der Straße hin und biegt dann dem
Grenzverlauf folgend ab. (Wie wir später erfahren wird die Grenze
befestigt und diese Wälle sind rund 5km von der Grenzlinie entfernt.
Davor befinden sich mindestens zwei Sicherungszäune mit allem
technischen Schnick-schnack, Videoüberwachung, Infrarotgeräte,
Grenzpolizei, ….).
Links der Straße: Grenzsteinwall |
In Boudnib gehen wir auf den uns empfohlenen Campingplatz beim
Franzosen Felix. Hier wollen wir einige Tage bleiben und die Ruhe
genießen.
26.11.2016, Sonnabend
Boudnib
Den ganzen Tag bin ich mit dem Computer und dem Fotoapparat
beschäftigt. Angelika und Bernd erkunden die Stadt und etwas die
Umgebung.
27.11.2016, Sonntag
Boudnib zum Ziz-Tal, Erfoud zum Erg Chebbi
Der erste Advent beginnt mit dem Frühstück im Wohnmobil und neben
Palmen. In der Nacht hat es geregnet und die Temperatur ist auf 4°C
gefallen. Jetzt um 8.30 Uhr kommt die Sonne hoch, draußen im
Schatten haben wir 7°C und im WoMo 16°C.
Nach dem Zusammenpacken geht es wieder auf den Weg.
Von Boudnib bis wir in der Nähe der blauen Quelle, ein Bad das die
Franzosen angelegt hatten, auf das Ziz-Tal treffen.
Blick ins Ziz-Tal |
Dort wo Wasser ist: grün! |
Dort, an einem
Aussichtspunkt-Parkplatz, treffen wir einen hier seit 30 Jahren
lebenden Deutschen, dem wir eine Menge Fragen zu Marokko stellen
können. Wir verstehen jetzt einiges besser, aber längst noch nicht
alles. Übrigens auf seiner Olivenplantage leben manchmal schwer
erziehbare Jugendliche aus Deutschland / Jugendamt Frankfurt -Oder.
Manche davon haben es schon in ein halbwegs normales Leben zu Hause
geschafft, längst nicht alle.
Artesischer Brunnen kurz vor Erfoud, wurde bei der Suche nach Öl angebohrt und sprudelt seit 40-50 Jahren so. |
Anschließend nach Erfoud zum Einkaufen von Granitgegenständen aus
versteinerten Amoriten, Schnecken usw. Danach noch in eine Fabrik, in
der diese Dinge hergestellt werden.
Granitsäge |
Versteinerte Blumen im Granit |
Granitplatten werden poliert |
Wir haben ganz schön getrödelt und uns viel Zeit gelassen. Zu
unserem Tagesziel ist es noch weit und wir kommen erst kurz vor der
Dunkelheit an. An der Einfahrt nach Merzouga lassen wir uns überreden
auf den Stellplatz „ La Tradition“ die nächsten Tage zu
verbringen. Kaum angekommen will uns jemand überreden eine Jeep-Tour
in die Sandwüste zu buchen. 150€ für zwei Personen, inklusive 2x
Essen, Besuch einer Bleimine und eines Berberdorfes. Das nervt zwar,
aber wir wollen es natürlich, mit unseren Wohnmobilen könnten wir
nicht über Pisten fahren. Verhandlungsgeschick ist gefragt. Also
erst mal ablehnen. Auf morgen vertrösten, wir wollen ja so richtig
nicht, Hinhaltetaktik. Vorneweg, es hat geklappt, wir bekommen die
Tour für ein Drittel des Preises!
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